Fehlende Fachkompetenz, mangelnde Führungskompetenz und Sonnenkönige sorgen immer mehr für Insolvenzen bei Sport-Vereinen und Sport-GmbHs. Leidtragende sind Sportler, Fans und Ehrenamtliche, die aber selber zu selten den Mund aufmachen und so Fehler der Administrative zulassen.

Vereinsinterne Kritik muss sein, aber dafür müssen die Verantwortlichen aber auch endlich lernen, Kritik aufzunehmen und damit zu arbeiten.


Sonnenkönige und Gewinne

Wenn Geldgeber eigenständig einen Verein gründen, sollte ihnen bewusst sein, dass man nur in den seltensten Fällen Gewinn erwirtschaften wird und sich auf diesem Weg mit anderen Helfern arrangieren muss.

Viele Vereinsgründer sehen aber zunächst die Möglichkeit, sich selbst als Vorstandsvorsitzender präsentieren zu können. Sport bedeutet Netzwerken und genau das ist das Ziel dieser Personen – zu Beginn.

Bei der Gründung des Vereins wird der erste Vorstand zumeist durch eine vorhandene Gruppe gestellt und diese Struktur wird die ersten Jahre die Geschicke lenken. Bereits zu diesem Zeitpunkt stellt sich oftmals heraus, in wiefern der Verein professionell in der Lage sein wird, zu agieren, oder in wiefern der „Sonnenkönig“ sich etablieren will.

Schlüsselpositionen adäquat besetzen

Pressearbeit, Publik Relation, Geschäftsführung und sportliche Leitung. Die vier Pfeiler eines jeden Sportvereins müssen funktionieren. Ein Imbiss-Besitzer als Pressesprecher funktioniert einfach nicht, denn spätestens im Randsport sind die Redaktionen der berichtenden Medien von 1a-Texten abhängig. Stimmt die Qualität der Pressemeldungen nicht, wird man lange nach Veröffentlichungen des Vereins suchen.

Ohne einen Wirtschafts-Berater als Geschäftsführer werden gerade anfängliche Schwierigkeiten oft übersehen. Fehler müssen vermieden werden, um Langzeitschäden zu vermeiden. EIn seriöses Auftreten gegenüber Partnern, Sponsoren und Behörden muss gewährleistet sein.

Sponsoring aus Leidenschaft

Regionale Firmen sind sicherlich in der Lage, einen Kundenstamm mit dem Engagement in einem Verein zu erreichen. Überregional jedoch müsste man sich schon an die Liga wenden, um wirtschaftlichen Erfolg zu ermöglichen. Das jedoch kostet sehr viel Geld.

Häufig sind die Kinder der Unternehmer im Verein als Spieler involviert. So wird der erste Kontakt zwischen Geldgebern und Vereinen am einfachsten hergestellt. Es ist die Leidenschaft, seinem Nachwuchs die beste Möglichkeit zu verschaffen, um sein Hobby ausüben zu können. Gewinne sind zweitrangig.

Beide Sponsoringformen unterscheiden sich im Wesentlichen vom Erfolg. Während sich ein wirtschaftlich engagierender Sponsor bei ausbleibendem Erfolg abwendet steht ein leidenschaftlicher Sponsor zu seinem Engagement und hilft in der Regel dabei, Probleme zu lösen, es sei denn, seine Gelder wurden zweckentfremdet eingesetzt.

Unterm Strich ist es wichtig, dass beide Seiten ein Vertrauensverhältnis aufweisen können und entsprechend professionell agieren. Dann können auch langfristige Planungen einen Verein sichern und nach vorne bringen.


Hagen Out !

Wie man es schaffen kann, einen Verein über Jahre hinweg vor die Wand zu fahren hat Phoenix Hagen im Jahr 2016 eindrucksvoll bewiesen.

Ohne sichere wirtschaftliche Strukturen und einer finanziell von vornherein ungewissen Zukunft gingen die Macher des Vereins ein Risiko ein, was darin mündete, dass laut Medienberichten die ein oder anderen Rechnungen in den Schubladen verschwanden. Schulden türmten sich dabei immer mehr auf und die Basketball Bundesliga bekam nichts von dieser Situation mit.

Eine Saison kostet Geld. Selbst wenn 90% der Mitarbeiter „Ehrenamtler“ sind, müssen gewisse Grundstrukturen gezahlt werden. Sicherheitsdienst, Miete, Basketball-Parkett, Catering,…. In Hagen kam in der ersten Saison (2009/10) noch eine Ausweichhalle hinzu, welche enorm ins Gewicht fallen sollte, wie sich bereits Ende 2015 herausstellen sollte.

Oliver Herkelmann, bis Juni 2015 Geschäftsführer von Phoenix Hagen, gibt bis heute nur wenige oder widersprüchliche Angaben preis. Sein Nachfolger, Christian Stockmann fand die ersten Ungereimtheiten. Nach nur sechs Monaten der erneute Umbruch. Intern wurde Peter Brochhagen als Geschäftsführer eingesetzt, woraufhin weitere Details ans Tageslicht kamen, aber nicht komplett aufgelöst werden konnten. Brochhagen holte jedoch Phoenix aus dem ersten Tief und entschärfte den ersten drohenden Lizenzentzug seitens der BBL.

Als im Sommer krankheitsbedingt auch Brochhagen hinwarf, dauerte es zunächst bis September, ehe Patrick Seidel den Job übernahm und an der Seite von Vorstandschef Sven Eklöh binnen eines Monats weitere negative Zahlen präsentierte. Sofort wurde ein Insolvenzverfahren auf Eigenverantwortung angeregt, da die Schuldenlage zu prekär und zu gewaltig war, um eine Saison zu ende spielen zu können. Laut erster Aussage des neuen Geschäftsführers bekam die BBL falsche Zahlen und war somit, trotz bestehender Überwachung, nicht richtig informiert.

Die 2016/17er Lizenz in der easyCredit BBL hätte laut dieser Aussage niemals zugeteilt werden dürfen.

In Hagen machte sich nun eine Stimmung der Hilfe und Solidarität breit. Sie lenkte jedoch von den Problemen im Verein ab, denn bereits im Februar fingen die Ehrenamtler an, sich über die Zustände seitens der Vorstandsetage zu beschweren. Nun aber waren die Scheuklappen größer und so hielten plötzlich Selbige zu Eklöh und Co, während der Blick auf die Situation im administrativen Bereich Phoenix Hagens unterging.

Die Phoenix GmbH benötigte über 200.000 €. Der Versuch via Crowdfunding diese Summe aufzubringen scheiterte kläglich, die Sponsoren konnten erst nach Gesprächen mit dem Oberbürgermeister Hagens überredet werden, zumindest einen kleinen Teil des Geldes bereitzustellen. Der Großteil allerdings wollte nicht weiter Geld verbrennen, denn das Wichtigste fehlte Phoenix Hagen inzwischen: Vertrauen !

Das war inzwischen nicht nur bei den Geldgebern nahezu aufgebraucht. Auch die Basketball Bundesliga zeigte sich in einer Presseerklärung wütend. Phoenix-Aufsichtsratsmitglied Wolfgang Heyder nahm sich ebenfalls in einem Interview nicht zurück mit Kritik gegenüber den ehemaligen Geschäftsführern, sowie der internen Kommunikation im Verein. Am schlimmsten aber wurde das Interview mit dem Chef der Märkischen Bank, dem Hauptsponsor des Erstligisten:  „Ich bin geschockt angesichts der neuen Zahlen“, so Hermann Backhaus gegenüber der WAZ im November 2016. Ihm selber war nicht bewusst, dass 800.000 € Fehlbetrag innerhalb einer so kurzen Zeit zusammenkommen konnten. So hoch war inzwischen die Summe, die seitens des Insolvenzverwalters und der Geschäftsführung zusammenkam.

Während sich Anhänger und Gönner von Phoenix Hagen weiterhin Gedanken über einen Start in der Pro A machen, neue Sponsoren suchen und Hoffnung auf einen Neuanfang hegen, bleibt die Frage, wie ein Neuanfang möglich ist, mit Personal aus einer der letzten Saisons. Ohne Vertrauensbasis ist ein Start im professionellen Basketball, der nur überregional vermarktet werden kann, nicht möglich. Nur die Fans und Mitglieder des Stammvereins können für den nötigen Umbruch sorgen, sind jedoch davon weit entfernt.